In der Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Notfallsanitäter kommt der Begriff „Sterben“ erstaunlicher Weise nur einmal, der Begriff „Tod“ gar nicht vor. Thematisiert werden diese zum Berufsleben von Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern gehörenden existentiellen Grenzsituationen im Rahmen des Themenbereichs 3. Die Auszubildenden sind zu befähigen, die besonderen Bedürfnisse von sterbenden Patient(inn)en sowie ihrer Angehörigen zu beachten. Weniger einsilbig behandeln einige Lehrpläne der Länder die Thematik. Die „technischen-biologischen“ Teilinhalte des Themas ( Sterbephasen. Todeszeichen, Todesfeststellung, Leichenschau, Zusammenarbeit mit der Polizei, Tod während Transport etc.) sind hier ausführlich aufgelistet. Für die (zwischen)menschliche Dimension formulieren die Lehrplan-konstrukteuere ambionierte Ausbildungsziele im Bereich der Persönlichkeitsbildung und auf der Verhaltensebene. Erwartet werden empathisches Verhalten, Akzeptanz der eigenen Emotionen und eine Herausbildung und Reflektion der eigenen Haltung zu Tod und Sterben. Im Gegensatz zu dieser anspruchsvollen Zielformulierung steht dann deren inhaltliche Operationalisierung. Hier bieten die Lehrpläne wenig Konkretes.
Eher skeptisch und zurückhaltend, ob Berufsbildung solche direken Persönlichkeitsbildung bewirken kann und sollte, ist die Zielformulierung des folgenden Unterrichtskonzepts deutlich pragmatischer. Hier reicht es, dass die Ausbildung einen Kanon von Verhaltensweisen /-regeln sicher vermittelt, die im Umgang mit Sterbenden und ihren Angehörigen zu beachten sind und welche Betroffene als hilfreich für eine humanes Durchleben solcher Extremsituationen erfahren haben.
Lohnend ist dabei auch noch ein Blick auf die anderen Gesundheitsfachberufe, die Polizei und Feuerwehr. Wie stellen sich für die Angehörigen dieser Berufe Situationen von Tod und Sterben dar? Wie erleben sie diese als berufliche und persönliche Herausforderung?
Wenn dann der Unterricht den Auszubildenden noch Gelegenheiten bietet, über das eigene Verhältnis zu Tod und Sterben nachzusinnen und sie ermutigt, eigene Emotionen zuzulassen, sie zu reflektieren und bei Bedarf auf professionelle psychologische Unterstützung zuzugreifen, ist dies so ziemlich genau das, was ich mir unter beruflicher Bildung bezüglich dieser Thematik vorstelle.